Dingelstädt

Die Kirche St. Gertrud in Dingelstädt

Patronin unserer Pfarrkirche ist die heilige Gertrud von Nivelles. Geboren wurde sie im Jahre 626 als Tochter Pippins des Älteren in Nivelles bei Brüssel. Schon früh hatte sie ihr Leben Gott geweiht. Weil sie mit Christus vermählt sei, lehnte sie als Jugendliche jedes Heiratsangebot ab. Sie trat in das Kloster Nivelles ein, das von ihrer Mutter gegründet wurde und war dort erst Äbtissin.

Die heilige Gertrud war eine hervorragende Kennerin der Heiligen Schrift. Sie setzte sich für die religiöse Bildung ihrer Schwestern ein und zeichnete sich aus durch eine praktizierte Nächstenliebe an Armen, Kranken und Sterbenden. Sie ist Patronin der Reisenden und Pilger, der Handwerksburschen und Gärtner und wird besonders gegen Ratten und Mäuseplagen angerufen, weil ihr Gebet - laut Legende - eine verheerende Mäuse- und Rattenplage beendet und damit die Ernte ihrer Heimat gerettet hatte. Die heilige Gertrud starb am 17. März 659 im Alter von 33 Jahren. Sie wird dargestellt mit Spindel und Mäusen. Ihr Fest ist der 17. März.

 

Unsere Pfarrkirche ist der Mittelpunkt unserer Stadt Dingelstädt, die etwa 4700 Einwohner zählt, wovon etwa 3700 Menschen unserer Pfarrgemeinde angehören.Die jetzige Pfarrkirche ist die dritte uns bekannte Kirche auf diesem Grundstück. Wann die erste Kirche erbaut wurde, wird wohl niemand mehr feststellen können. Sie mag klein und unscheinbar und nur für wenig hundert Besucher berechnet gewesen sein. Im Jahre 1607 wurde sie durch einen Anbau vergrößert. Diese erste Kirche brannte 1688 ab. Die Türme mussten abgebrochen werden, das Mauerwerk blieb wahrscheinlich stehen.


Die nun auf demselben Platz erbaute zweite Kirche ist jedenfalls größer gebaut worden, war aber im Vergleich zur heutigen Kirche klein. Dingelstädt hatte zur Zeit des Baues dieser zweiten Kirche ungefähr 900 Einwohner. Als der Ort auf 3.000 Einwohner anwuchs, bot die Kirche nicht mehr annähernd Platz für alle Gottesdienstbesucher. 1852 musste man sie abreißen, und in den Jahren 1852-1855 wurde sie in der Form aufgebaut, in der Sie sie jetzt vorfinden.

Die Kirche ist im gotischen Stil erbaut. Wegen der Länge des Platzes baute man sie in Nord-Süd-Richtung. Das Chor hat die Form eines nach drei Seiten geschlossenen Achtecks. Die gesamte Kirche hat die Länge von 50 m, eine Breite von 22 m und die Höhe beträgt im Chor 19 m, über dem Hauptschiff 13,5 m und über dem Hauptportal 21 m. Der Turm ist nur bis zum Hauptgesims hochgeführt und mit einem Dach abgedeckt. Das Mauerwerk ist von Kalksteinen oder so genannten “Mehlsteinen“ aus hiesiger Gegend.

Eine große lichtvolle Scheibe aus Glas im Chorraum nimmt der Besucher beim Betreten der Kirche zuerst wahr. Sie kündet von Christus, der als Licht in unsere Welt gekommen ist. “Allen, die ihn (Christus) aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden”, schreibt Johannes, der Evangelist. Der Besucher ist eingeladen, sich diesem Licht zu öffnen. Hoch oben im Chorraum schwebt die Kreuzigungsgruppe: der Gekreuzigte, daneben Maria und Johannes. Neben dem Tabernakel befinden sich Elisabeth, die Patronin Thüringens, und Bonifatius, der den christlichen Glauben in unsere Region brachte. Beide haben vorbildhaft Christus, das Licht, aufgenommen und an ihre Mitmenschen weitergegeben. Der Altarraum ist nach Vorschlägen von Frau Evelyn Körber aus Erfurt gestaltet.  
Der rechte Seitenaltar ist der Patronin der Kirche, der hl. Gertrud von Nivelles, geweiht, auf dem linken Seitenalter ist Maria, die Mutter Jesu, dargestellt.

An den Pfeilern des Hauptschiffes befinden sich die Darstellungen der biblischen Apostel Jakobus, Philippus, Bartholomäus und Matthäus, sowie die Apostelnachfolger Martin, der Patron des Eichsfeldes, und Liborius, der Patron des Bistums Paderborn, zu dem das Eichsfeld lange Zeit gehörte. Diese Figuren sind - wie auch der Stations- oder Kreuzweg - von dem Münchener Bildhauer Keil gefertigt.

Die neun bildlichen Darstellungen der drei Chorfenster - das mittlere wurde 1883, die beiden anderen wurden ein Jahr später eingesetzt - stellen das Leben Martens dar:

Rechts: “Trauung” Maria und Josef / Verkündigung Mariens /Heimsuchung

Mitte: Geburt Jesu / Anbetung der Könige / Maria Reinigung
Links: Josef erfährt im Traum, Maria zur Frau zu nehmen/ Flucht nach Ägypten / der 12jährige im Tempel

Die Fenster im Hauptschiff stellen die acht Seligpreisungen Jesu dar (Mt 5,1-16):

    1. Selig sind die Armen im Geiste, denn ihnen gehört das Himmelreich /Das Leben des hl. Franz von Assisi
    2. Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben / Die Steinigung des Stephanus / Apg 6,8-10 und 7,54-60
    3. Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden / Die Liebe der Maria Magdalena / Lk 7,36-50
    4. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie werden satt werden. / Paulus predigt auf dem Areopag in Athen / Apg 17,16-34
    5. Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden / Der barmherzige Samariter / Lk 10,25-37
    6. Selig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen / Die Rettung der Susanna durch Daniel / Dan 13,1-64
    7. Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden / Das Leben der hl. Elisabeth von Thüringen.
    8. Selig, die Verfolgung leiden, denn ihnen gehört das Himmelreich / Das Martyrium der   makkabäischen Brüder /2 Makk 7,1-42

Bei jedem Bild ist in einem Symbol angedeutet, wie das gelungene Leben (der Lohn) aussieht.

Der Gesang und Lobpreis in unserer Pfarrkirche wird unterstützt von einer Feith-Orgel, die in den Jahren 1932/33 erbaut wurde. Sie hat 44 Register und wurde in den Jahren 2006-2009 zu fast 100% von der Orgelbaufirma Brode in Heiligenstadt restauriert und rekonstruiert.
Sie gehört zu den größten Orgeln des Eichsfeldes und wurde am 22. März 2009 von Herrn Weihbischof Dr. Reinhard Hauke geweiht.

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